Autoren L-P / N / Oskar Negt
(Kritische Interventionen 7) Armut als Bedrohung - Der soziale Zusammenhalt zerbricht. Ein Memorandum. Mit einer Einführung von Oskar Negt
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Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Hrsg.)
Flugschriften Kritischer Wissenschaft Nr. 7
Seit mehr als zwanzig Jahren widmen Wissenschaft und Politik einer schleichenden Gefahr, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft in immer stärker bedroht, verstärkte Aufmerksamkeit: die Armut.
Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte legte im Jahre 2000 eine Regierung einen umfangreichen Armuts- und Reichtumsbericht vor. Doch »Erfolg« und »Mißerfolg« einer Politik der Armutsbekämpfung unterliegen den variablen Größen einer wissenschaftlich drapierten Definitionsmacht: Wer festlegt, »was Armut heute ist«, kann auch den Schrecken der Statistik kleinrechnen.
Hinter kontrovers interpretierten Zahlenkolonnen verbergen sich nicht nur Millionen Einzelschicksale ausgegrenzter, diskriminierter und um ihr subjektives Wohlergehen betrogener Menschen, die als ein Skandalon, ein Pfahl im Fleisch der Überflußgesellschaft moralische Empörung hervorrufen. Der im Gegensatz zum schreienden Elend der Dritten Welt in den westlichen Industrieländern gebannt erscheinende Hunger sollte jedoch die Mittelschichten der neoliberalen Ellenbogengesellschaft nicht darüber hinwegtäuschen, daß ein Scheitern der Bekämpfung der neuen Formen der Armut auch ihren Status gefährdet und unweigerlich Gewalt freisetzt, die den gesellschaftlichen Frieden ernsthaft bedroht.
Das vorliegende Memorandum der Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prüft kritisch den Armutsbericht der Bundesregierung und erörtert praktikable Alternativen für eine langfristige strukturelle Armutsbekämpfung.
Rezension:
"Das vorliegende Memorandum versucht ...eine Diskussion anzustoßen, die in unserem Land lange Zeit vernachlässigt war." Evangelische Zeitung. 15. September 2002
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"Das Memorandum (...) entfaltet das empirische Panorama von Armut und Reichtum (letzter kommt etwas zu kurz) und betont vor allem die sozialen und psychologischen Folgen der herrschenden Armut (Krankheit, Obdachlosigkeit, soziale Ausgrenzung, Angstklima und Entsolidarisierung, Entwürdigung und Sozialdarwinismus).
Die Autorinnen und Autoren lassen keinen Zweifel aufkommen, dass die ersten vier rot-grünen Jahre die Lage nicht nur nicht gebessert, sondern mit ihrer fortgesetzten Umverteilungspolitik von unten nach oben eher noch verschärft haben. (...) Die Loccumer fordern eine aktive Arbeitspolitik und eine soziale Grundsicherung, die über den Status reiner Fürsorge deutlich hinausgeht" "Dass und wie die Loccumer Initiative diese zentralen Fragen angehen, zeigt, dass sich hier eine neue Generation zorniger alter Männer entwickelt, deren Knowhow und Leidenschaft wir dringend gebrauchen können."
Christoph Jünke In: Sozialistische Zeitung Nr. 11. 17. Jg. November 2002